Kaputtsparen reißt gigantisches Schuldenloch

EU-Kommission gesteht Spardiktat als Fehler ein

Die drastischen Sparprogramme der Staats- und Regierungschefs haben die Eurokrise weiter befeuert. Laut den Statistikern von Eurostat machten die EU-Staaten im vorigen Jahr über 500 Milliarden Euro neue Schulden. “Das Kaputtsparen reißt ein gigantisches Schuldenloch. Die Regierungschefs müssen endlich den versprochenen Wachstumspakt einlösen. Nur so geht vernünftige Konsolidierung. Jeder Ökonom weiß, dass die jetzige Krise der Eurozone zu ihrer Überwindung neben einem moderaten Sparkurs eine Investitionsoffensive benötigt”, sagt Dr. Udo Bullmann, Vorsitzender der SPD-Delegation im EU-Parlament mit Blick auf das Eingeständnis des EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso, der Sparkurs sei gescheitert.

“Der besessene Sparkurs der Konservativen der letzten Jahre ist ein Brandbeschleuniger für die Krise der Eurozone gewesen. Umso dringender brauchen wir jetzt einen Kurswechsel, damit die angeschlagenen Euro-Länder nicht immer weiter in die Misere abrutschen”, so Udo Bullmann. Deutschland spüre von der derzeitigen Euro-Krise noch nichts, sagt der Wirtschaftsexperte: “Doch es wird unseren Exportmotor in Kürze einholen, wenn 40 Prozent unserer Absatzmärkte dramatisch einbrechen. Neben wirtschaftlichen Eigeninteressen haben wir auch die Verpflichtung zu verhindern, dass angesichts des verfehlten Spardiktats antidemokratische Strömungen an Zulauf gewinnen. In Griechenland etwa gibt es besorgniserregende Entwicklungen.” Die rechtsradikale Partei der Morgenröte kommt laut aktuellen Umfragen auf zwölf Prozent.

Hintergrund: Europas führende Wirtschaftsinstitute kamen in der Studie Independent Annual Growth Survey zu dem Schluss, dass zur Überwindung der Krise ein moderater Sparkurs mit Investitionsanreizen einhergehen muss. Eine Zusammenfassung finden Sie auf Seite 10.