Schluss mit steinzeitlicher Frauendiskriminierung

Eine Frau führt die Regierungsgeschäfte der Bundesrepublik. Journalistinnen fühlen Politprofis in quotenträchtigen Sendungen auf den Zahn. Sportlerinnen bescherten Deutschland bei den Olympischen Winterspielen zahlreiche Goldmedaillen. Auf den ersten Blick könnte man meinen, Frauen stehen Männern in unserer Gesellschaft in nichts nach. Wie es jedoch tatsächlich bei uns um die Gleichstellung steht, zeigen die anlässlich des Internationalen Frauentags veröffentlichten Statistiken.

Demnach hat Deutschland noch immer nicht seine Hausaufgaben gemacht. Im Gegenteil, das Schwänzen beim Thema Gleichberechtigung gewinnt an Routine. Die Lohnlücke zwischen Frau und Mann nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Erhielten Frauen im Jahr 2006 22,7 Prozent weniger Gehalt als Männer, fehlten 2008 ganze 23,2 Prozent in der Lohntüte. Auch im europäischen Vergleich macht Deutschland eine schlechte Figur. Denn im Durchschnitt beträgt der Lohnunterschied in den 27 Mitgliedstaaten 18 Prozent, in Italien sogar nur 5 Prozent. Noch schwieriger ist die Situation in den Vorständen der deutschen Konzerne. Die Posten sind zu 98 Prozent mit Männern besetzt und gleichen damit weiterhin exklusiven Zigarrenclubs.

Es wird dem Ausmaß des Problems nicht gerecht, diese Schieflage darauf zurückzuführen, dass klassisch weibliche Berufsbilder in der Regel schlechter bezahlt werden. Denn weibliche Führungskräfte verdienen bei gleicher Qualifikation sogar ein Drittel weniger. Spätestens im Rentenalter kann die berufliche Diskriminierung für viele zum existentiellen Problem werden. Im Schnitt erhalten Frauen im Vergleich zu Männern nur die Hälfte an Rentenbezügen. Finanzielle Abhängigkeit vom Partner und drohende Altersarmut sind oftmals die Folgen. Jedoch zeichnen nicht nur geringere Verdienstmöglichkeiten das Bild bestehender Ungerechtigkeiten. Dass Frauen Opfer häuslicher Gewalt werden, ist bedauerlicherweise keine Ausnahme.

Die sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament fordert aus diesem Grund die Einführung einer Charter der Frauenrechte. Die EU-Kommission hat unserer Initiative ihre Unterstützung zugesagt. Jetzt müssen jedoch konkrete Maßnahmen folgen. Ein flächendeckender Mindestlohn und notfalls auch Strafzahlungen für Betriebe bei unbegründeten Lohnunterschieden sind gefragt. Darüber hinaus setzen wir uns für eine europäische Richtlinie ein, die Gewalt gegen Frauen bekämpft. Eine lückenlose Strafverfolgung und Hilfestellung für Betroffene sind dringend erforderlich, um auch dieses dunkle Kapitel der Gesellschaft endlich zu schließen.